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In Kenntnis des Videos und des nachstehenden Textes werden Sie die 142 Lücken in den folgenden Teilaufgaben in ein bis zwei Stunden ausfüllen können.

Sprachkompetenz am Fallbeispiel eines Interviews zur Freizeitgestaltung erwerben

Im Oktober 2017 haben Yuan und Konrad über die zum Studium notwendigen Prüfungen der deutschen Sprachkenntnisse gesprochen. Wie viele chinesische Studenten hat Yuan in China bereits Deutschkurse besucht. Dort wurden viele Vokabeln gelernt. In China wurden auch schon Regeln zur schwierigen deutschen Grammatik gelernt.

Chinesischen Studenten fehlt jedoch die Praxis im Sprechen der deutschen Sprache im Alltag. Es wird viel schneller gesprochen als im Sprachunterricht. Die Professoren nehmen darauf keine Rücksicht. Wer in Deutschland studieren will, muss sich an die Sprechgeschwindigkeit und den großen Sprachumfang in den Studienfächern gewöhnen.

Wer die Prüfungen nicht besteht, muss ohne das Studium in Deutschland zurückkehren. Sprache lernt man am besten durch gemeinsame Projekte. Wenn Projekte gelingen sollen, muss man miteinander sprechen. Konrad schlug ein gemeinsames Projekt vor. Dabei sollen seine Kompetenzen mit denen von Yuan kombiniert werden, um ein gemeinsames Werk im Internet zu veröffentlichen.

Konrad Rennert trägt Yuan die Idee zu einem Rollenspiel vor. Yuan soll sich auf Interviews vorbereiten und Fragen stellen, welche chinesische Menschen interessieren könnten. In einem unveröffentlichten Pilotversuch besprechen die beiden die Mülltrennung in Deutschland. Die gewonnenen Erkenntnisse zeigen den beiden, dass das gemeinsame Sprachprojekt gelingen könnte.

Die technischen Voraussetzungen sind vorhanden und die Kooperation funktioniert sehr gut. Das Ergebnis des Projektes wird mit Freunden und Angehörigen besprochen. Mit diesem Feedback denkt man über das nächste Projekt nach. Als gemeinsames Joint-Venture soll es möglichen Investoren gezeigt werden. Yuan hat sich bei seinen Landsleuten informiert.

Chinesische Menschen interessieren sich für das Freizeitverhalten der Deutschen. Yuan bereitet seine Fragen vor, damit ein Interview mit einer Länge von maximal einer viertel Stunde geführt werden kann. Der folgende Text gibt Ergebnisse des Interviews wieder: Auf die Frage, was Deutsche in der Freizeit machen, sagt Herr Rennert, dass das eine Frage des Alters sei.

Yuan schlägt eine Einteilung in fünf Altersgruppen vor: 1. Kinder, 2. Jugendliche einschließlich der Studenten, 3. junge kinderlose Erwerbstätige, 4. Familien und 5. Senioren. Herr Rennert gehört zu den Senioren. Er und seine Frau Elke haben drei erwachsene Kinder. Er berichtet über seine Erfahrungen: Kinder verfügen über die meiste Freizeit.

Konrad selbst wuchs auf einem kleinen Bauernhof auf und konnte mit seinen beiden jüngeren Geschwistern freispielen, weil es dort noch keinen Kindergarten gab. Für kreative Kinder ist das Freispiel sehr gut. Heute sind Kinder durch den Tagesablauf der Eltern viel stärker reglementiert. Meistens planen die Mütter, was Kinder machen dürfen.

Eltern entscheiden oft, an welcher Freizeitaktivität ihre Kinder teilnehmen müssen. Die Organisation der Eltern tritt zunehmend an die Stelle von spontanen Entscheidungen der Kinder. Weil Herr Rennert genügend Geld verdiente, hat Frau Rennert ihren Beruf einige Jahre nicht ausgeübt. Sie hat sich um die drei Kinder gekümmert.

Nachmittags hatten die Kinder der Familie Rennert keine Schule. Ihre Tochter hat Bücher gelesen und mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft gespielt. Sie lernte Klavier spielen. Die Hausaufgaben waren auch zu erledigen. Die Söhne haben nach der Schule erst einmal am Computer gespielt und dabei Aggressionen abgebaut.

Der ältere Sohn hat Tennis gespielt. Der jüngere war vorübergehend bei der Jugend-Feuerwehr und im Schützenverein aktiv. Herr und Frau Rennert kennen sich seit ihrer Schulzeit. In Göttingen wohnten die Beiden zusammen. Ihre Tochter wurde 1979 geboren. Da hat Frau Rennert schon als Pädagogin gearbeitet.

Herr Rennert hat noch bis 1982 Physik an der Universität studiert und seine Diplomarbeit verfasst. Ausländische Kontakte bestehen seit der Schulzeit. In Finnland, Frankreich und Polen haben sie Freunde. In Deutschland gibt es Freunde seit der Schulzeit. Hinzu kamen weitere Freundschaften infolge der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990.

Ausländische Freunde besuchten Familie Rennert in Deutschland. Familie Rennert besuchte auch ihre Freunde im Ausland. Mit den finnischen Freunden wird sich oft in Englisch unterhalten. Bei gemeinsamen Unternehmungen mit den Finnen wurden viele Orte in Nord- und Mitteleuropa besichtigt. Der Kontakt besteht seit 45 Jahren und wird fortgesetzt.

Heutzutage haben viele junge Arbeitnehmer berufliche Kontakte mit Menschen aus anderen Kulturen. Manchmal arbeiten sie im Ausland. Weil sie über gute Einkommen verfügen, machen sie oft Kurzreisen und konsumieren viel. Viele junge Deutsche wollen keine Kinder oder nur ein Kind, weil Kinder sehr teuer sind.

Die Tochter von Herrn und Frau Rennert ist mit einem Lehrer verheiratet. Sie haben elfjährige Zwillinge. In der Freizeit geht die Familie verschiedenen Hobbies und Sportaktivitäten nach. Im Urlaub und an Wochenenden werden Museen und Naturdenkmäler besichtigt. Das ist auch nicht verwunderlich, weil sie beide als Lehrer und Pädagogen arbeiten.

Die Familie des älteren Sohnes hat ein kleines Kind. Am Wochenende fallen Arbeiten im Haushalt an. Wegen der anstrengenden Berufstätigkeit ruht man sich aus. Die Kontakte zu Freunden werden weniger. Der jüngere Sohn der Familie Rennert studiert in Göttingen. Er und seine Freundin haben noch keine Kinder.

Der jüngere Sohn trifft sich mit seinen Eltern mehrmals im Jahr. Er kommuniziert gelegentlich per Smartphone mit seiner Mutter. Herr Rennert fragt Yuan, welche Freizeitaktivitäten er mit seinen Eltern gemacht hat: Bevor Yuan die weit entfernte Universität besuchte, konnte er mit seinen Eltern in der Freizeit spielen und gemeinsam essen.

Yuan kommuniziert wie viele deutsche Studenten per Smartphone und Videokonferenz mit seinen Eltern. Bis er das Studium erfolgreich in Deutschland absolviert hat, wird die Telekommunikation für Jahre die einzige Möglichkeit sein, Kontakte zu den Eltern zu pflegen. Flüge nach China sind sehr teuer. Man braucht viel Geld für den Aufenthalt in Deutschland.

Yuan hat Großeltern in China. Dort gehört an den Wochenenden die meiste Zeit der Familie. Besuche bei Eltern und Großeltern sind üblich und werden erwartet. Yuan fragt Herrn Rennert, ob das in Deutschland auch so sei. Herr Rennert sagt, dass es manchmal ähnlich zur chinesischen Situation sei. Seine Frau Elke besucht an einem Tag pro Woche ihren Vater.

Der Vater von Elke Rennert wohnt 60 Kilometer entfernt. Er hat eine Haushaltshilfe. Als die Betreuung der eigenen Kinder abgeschlossen war, trat für Elke die Betreuung von Angehörigen an deren Stelle. Elke arbeitet in Teilzeit in einer Kindertagesstätte. Ihre Mutter ist 2016 gestorben. Die Eltern von Herrn Rennert sind schon früher gestorben.

Als die Eltern noch vital waren, konnte man mit ihnen gelegentlich durch Europa reisen. Die Generation der Eltern von Herrn und Frau Rennert hat oft eine gute Rente und kann sich viel leisten. Große Familientreffen gibt es selten. Wegen der vielen Angehörigen finden komplette Treffen nur bei besonderen Anlässen statt.

In Familie Rennert werden runde Geburtstage und die christlichen Feiertage oft im großen Kreis begangen. Herr und Frau Rennert genießen es, wenn sie einmal keine Verpflichtungen haben und sich in der Freizeit erholen können. Sie treffen sich gern mit Freunden zum gemeinsamen Essen: Die Freunde kann man sich aussuchen, die Familie hat man automatisch.

Am Ende des Interviews sagt Herr Rennert, dass er und seine Frau bei der Zeiteinteilung gar nicht so genau zwischen Arbeit, Hobby und Freizeit unterscheiden. Er fragt, ob das Interview mit Yuan als Freizeit oder Hobby oder Arbeit zu bewerten ist. Es bleibt abzuwarten: Vielleicht findet sich ein Investor, der sich für das Sprachprojekt von Yuan und Konrad interessiert.

Möglicherweise werden Aufträge für weitere Interviews erteilt. Vielleicht bezahlen Investoren für den Transfer des Knowhows zur Produktion solcher Materialien. Die beim chinesisch-deutschen Projekt gewählte Vorgehensweise lässt sich auf alle anderen Sprachen übertragen.

Dann ist die Kooperation von Yuan und Konrad kein Hobby, sondern Arbeit. Das wäre für alle eine Win-Win-Win-Situation: Yuan lernt perfekt Deutsch zu sprechen. Konrad erhält einen Return on Investment für sein Unternehmen. Die Nutzer des Materials erhalten interessante Erkenntnisse und multimediale Bildungsmaterialien für Smartphones und PCs.